Retrospiele: Unreal Tournament

 

Das Cover....samt Hinweis, das weder Internet noch 3D Karte zwingend erforderlich ist 

Wir schreiben das Jahr 1999.... Ende des Jahres kam vom Publisher GT Interactive und dem Entwickler Epic Megagames ein Spiel heraus, das nichts weiter als einen Meilenstein des Shooter Genres darstellte: "Unreal Tournament".

Als 2. Teil der Unreal Serie basierte es auf einer verbesserten Engine des 1998 erchienenen Titels Unreal, der, meiner Meinung nach zu Recht, in Vergessenheit geraten ist. Unreal Tournament war aber auch das wesentlich bessere Spiel. Es war die Geburtsstunde der Unreal-Engine und des Erfolges des Unternehmens Epic Megagames. Die Engine an sich wurde über 3 Jahre hinweg vom Epic CEO Tim Sweeney entwickelt.

Man kann sich den "Einschlag", den Unreal Tournament damals verursacht hat, heute kaum mehr vorstellen. Es war wie 6 Jahre zuvor bei Doom. 

Die Minigun....

Das Spiel sah einfach viel brillianter aus, als alles andere auf dem Markt und markierte, zusammen mit dem ebenfalls 1999 erschienen Half-Life, das Ende der technischen Vorherrschaft von Id-Software im Bereich der 3D-Spiele. Die Unreal-Engine war z.B. der Quake Engine weit überlegen, sie konnte größere, detailliertere Level darstellen, mit EAX- und Surroundsound umgehen und vieles mehr. 

Die meisten, die damals das erste mal "UT" gesehen haben, haben vor allem eines gesagt: "Wow, ist das schnell!". Unreal Tournament lief selbst auf relativ schwacher Hardware mit Software-Rendering sehr schnell, teilweise eben dann in etwas geringerer Auflösung. Mit entsprechenden Grafikkarten (z.B. 3dfx) war das Spiel ein flüssig laufender, teilweise unfassbar schneller, 3D-Traum. 

Die Story von Unreal Tournament ist etwas bizarr, aber schnell erzählt: Um Gewalt unter Weltraum-Bergarbeitern unter Kontrolle zu bringen, erschuf der Bergbaukonzern Liandri im Jahr 2291 eine Liga von brutalen Wettkämpfen. Als Spieler nimmt man an einer Art interstellarem "Endtournier" teil, eben dem "Unreal Tournament". 

Die Pulse Gun in Aktion

Es gab in Unreal Tournament mehrere Spielmodi: Deathmatch, Team-Deathmatch, Assault, Domination, Last Man Standing und natürlich Capture the Flag

Der Klassiker ist natürlich das Deathmatch, der, zumindest von mir, meistgespielte Modus. 

Wer meinen letzten Artikel zu meinen Spielevorlieben gelesen hat, weiß eigentlich, das ich solche Spiele nicht sonderlich mag, schließlich spielt Unreal Tournament in der Zukunft und ist ein Teamspiel. Aber das Spiel sah so unglaublich aus, und spielte sich so super, das ich es geliebt habe. 

Die zweite Schussart der "ASMD" erzeuigt einen tollen Effekt

Als es herauskam, arbeitete ich in einer PC-Abteilung des Medimaxx Elektromarktes in Lüneburg. Mein damaliger Abteilungsleiter war leidenschaftlicher Gamer und Mit-Organisator der ersten größeren LAN-Partys und Meisterschaften im Counterstrike. 

Als Unreal Tournament kurz vor Weihnachten herauskam, hatten wir eine ganze Palette des Spiels bestellt. Ich hielt das für extrem viel, aber "Jordy" war sich sicher, das es ein Hit werden würde. Schon am ersten Verkaufstag wurde die Palette von den Shooterfans gestürmt. Da wir einen sehr coolen Chef hatten, haben wir UT, trotz der offensichtlichen Brutalität, auf unserem Demo-PC laufen lassen und teilweise auch während der Arbeitszeit gegeneinander gespielt, manchmal auch mit Kunden. Es war einfach DIE Grafikdemo damals und sehr verkaufsförderlich ;-). 

Sniper.....

Die Soundeffekte waren bahnbrechend und ich höre bis heute noch die Steigerungsformen meiner "Kills", durch die Stimme aus dem Off: "Headshot" - "Multikill" - "Monsterkill"

Im Deathmatch-Spiel spielte man, wie der Name ja eigentlich schon suggeriert, ein Spiel auf Leben und Tod mit einem oder mehreren Gegenern auf einer festgelegten Karte (Map). Davon gab es eine ganze Reihe mit verschienden Räumen, Ebenen, Türmchen, Aufzügen und vielen Details. Ziel des Matches war es, eine gewisse Anzahl von Treffern ("Frags") bei Gegnern zu erreichen. Wer diese Zahl an Frags zuerst erreichte, hatte die Map und das Match gewonnen. Getroffene, also "getötete" Gegner und auch man selbst, respawnte sofort wieder, bis das Fraglimit erreicht wurde. 

20:0 Frags....Flawless Victory...

So lief man also durch die Räume und ließ seine Waffen rauchen, wenn man einen Gegner sah. Es gab eine legendäre Auswahl an Waffen:

Enforcer:                 
Die Standardwaffe: Eine futuristische Pistole.

Impact Hammer:    
Diese Druckluftwaffe gehört auch zum Standard. Besser ist es aber, andere Waffen zu haben....

Bio Rifle:               
Diese Waffe verschießt eine grüne Masse, die dem Gegner Schaden zufügt. Meiner Meinung nach eine zu vernachlässigende Waffe.

ASMD Shock Rifle:
Ein Gewehr das einerseits Laserstrahlen oder, im 2. Schussmodus, eine Art Energieaufladung erzeugt. Beides wirft den Gegner zurück und erzeugt heftigen Schaden. Die Waffe ist grafisch sehr effektvoll umgesetzt und ist eine meiner Lieblingswaffen im Spiel .

Pulse Gun:
Ebenfalls eine großartige Waffe. Wie bei einer Minigun werden in schneller Folge grüne Projektile abgefeuert, der 2. Schussmodus erzeugt einen sehr wirklungsvollen Energiestrahl.  


Ripper:
Diese Waffe verschiesst kleine gezackte Scheiben, ähnlich wie Sägeblätter. Sehr schön umgesetzt, es gibt aber effektivere Waffen.

Minigun:
Dazu muß ich Shooterfans nichts mehr sagen, oder? Effektvolle Munitionsreduzierung in kurzer Zeit....

Flak Cannon:
Eine Art Schrotflinte die in den beiden Schussvarianten Schrapnellgeschosse verschiesst, einmal direkt und einmal mit Aufschlagzünder.            

Rocket Launcher:
Der "Raketenrevolver". Er verschiesst Raketen die sehr effektiv dem Gegner schaden. Der 2. Schussmodus lädt mehrere Raketen nacheinander und feuert sie dann gemeinsam auf das Ziel.

Sniper Rifle:
Ein Scharfschützengewehr, das ich sehr liebe. Ein erhöhter, etwas versteckter Standort und man kann mit ihm viel Spaß haben....

Redeemer:
Quasi die "Big fuckin' gun" des Spiels. Ein Raketenwerfer der Raketen mit Nuklear-Sprengköpfen verschiesst. Diese töten alles im Zielgebiet.

Der Redeemer.... danach ist Ruhe im Karton

Wer nochmal alle Waffen in Aktion sehen möchte, dem empfehle ich dieses Video:

Zusätzlich zu den Waffen gab es die üblichen Power-Ups, Aufzüge, Teleporter etc. 

Was Unreal besonders machte war, na klar, die Ausrichtung auf Multiplayer. Das Spiel war ganz klar ein
Lan-Party Spiel und machte da richtig Spaß. Aber natürlich konnte man auch über Internet spielen.

Besonders machte aber Unreal Tournament noch ein anderer Fakt, der ihn z.B. von Quake III Arena unterschied: intelligente Bots. Unreal Tournament hatte zwar keine Kampagne bzw. Storyline, aber man konnte alle Spielarten und Maps nacheinander gegen Bots spielen. Im Deathmatch fing man auf einer einfachen Karte an und schaltete nach gewonnenem Match immer weitere Karten mit anderen Bots frei. So konnte man den Deathmatch Modus "durchspielen". Bots an sich wären jetzt nichts besonderes gewesen, aber die Bots von "UT" galten lange Zeit als die intelligentesten ihrer Art. Eine anpassbare KI machten sie zu einer echten Herausforderung, so das man das Spiel auch "offline" geniessen konnte. 

Nach und nach bekamen die Bots gefühlt irgendwie richtige "Persönlichkeiten", man wusste schon wer Kira oder Nikita war, und was einen erwartete....und man konnte sich wunderbar über sie ärgern und aufregen! Die Gegner verhielten sich derart clever, das man manchmal vergaß, das man gegen eine KI spielte. 

Das Spiel wurde für verschiedene Systeme umgesetzt, nämlich Mac, Playstation 2, Sega Dreamcast und vor allem auch für Linux.

Die Rezensionen der damaligen Zeit waren sich einig: "Ein Meisterwerk". Es gibt aus Deutschland keine dokumentierte Wertung mit weniger als 85%, international wurden extrem oft die 100% vergeben. Fast alle Zeitschriften schreiben von bahnbrechender Präsentation, tollem Umfang, guter Spielbarkeit und vor allem von den zwei Dingen, die mich auch bis heute begeistern: Die hohe Geschwindigkeit und das auch noch auf schwächeren Systemen.

Falls sich jemand nicht mehr an die Geschwindigkeit und Hektik des Spiels erinnert, hier eine kleines Beispiel:

Zum Erfolg trug natürlich auch die Modbarkeit bei, denn schon bald waren zigtausende Maps für Deathmatches verfügbar, was das Spiel eine bis heute aktive Community einbrachte. Die offene Art der Entwickler, die ihre Entwicklungstools der Community zur Verfügung stellten, prägte die Community und die Liebe zu diesem Spiel.

Fazit:

Es gab Ende der 90er/Anfang der 2000er drei definierende Shooter mit entsprechenden Fanlagern: Halflife/Counterstrike, Quake III und Unreal Tournament. "Half-Life" basierte auf der Quake II Engine, Quake 3 natürlich auf der neuen Quake 3- und "UT" eben auf der Unreal -Engine. "Counterstrike" setzte sich im Teambereich durch, während "Unreal Tournament" Masstäbe in Sachen Geschwindigkeit, Waffen, Spielmodi und da vor allem im Deathmatch Modus setzte. Das Spiel machte einfach einen Heidenspaß, war irre schnell, sieht auch heute noch gut aus und spielt sich auch so. Vor allem war es aber ein "Showcase", was alles mit der Unreal-Engine machbar war. Das machte die Engine zu DER dominanten Spieleengine der 2000er und eigentlich weitestgehend sogar bis heute. Die schiere Anzahl an Spielen mit der Unreal Engine ist heute kaum mehr überschaubar.... Die Anzahl geht in die hunderte und enthält Titel wie Deus Ex, Bioshock, Splinter Cell, Mass Effect, Gears of War bis hin zu Fortnite und PUBG. Der Ausgangspunkt dieser Popularität der Engine war ohne Zweifel Unreal Tournament. 

                                                     

Hinweis: Alle Screenshots/Cover stammen von Mobygames (http://www.mobygames.com).

Alle verwendeten Icons, Screenshots, Bilder und andere Grafiken sowie alle verwendeten Marken-, Spiele- und Produktnamen und Logos sind Eigentum ihrer jeweiligen Besitzer.  


                             Zurück zur Startseite                               Liste aller bisherigen Artikel